26* Klare Verhältnisse (2007)

die HRK Produkte und Meinungsbilder
heikomannes
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Beitrag von heikomannes »

kaffeeglueck hat geschrieben:Als langjähriger Fan (seit 1989, mittlerweile nenne ich mehr als 100 Original-Tonträger mein eigen) muss ich leider – mit Verlaub – „Klare Verhältnisse“ als ein sehr schwaches Album bezeichnen, was mich sehr betrübt. Deshalb hier meine (recht scharfe) subjektive (!) Kritik:
Auch nach Tagen des Hörens muß ich Dir im Ergebnis Recht geben. Ich komme nicht zu einer so differenzierten Analyse, aber die ersten Lieder möchte ich seit dem ersten Hören am liebsten gleich weiterskippen und danach wird es nicht grandios besser.

Allerdings haben mich die vielen positiven Kritiken auch angeregt, die Lieder nochmal mit einem frischen Ohr zu hören und ich muß zugeben, so schlecht ist die CD auch nicht. Das liegt aber daran, daß es Heinz kaum gelingen wird, eine wirklich schlechte CD zu machen. Talent, Erfahrung und Genie sind dazu einfach zu groß :-)

Ebenso bin ich milder geworden, als ich das Interview im GMB gelesen hatte. In der Tat sind etliche große Namen aus alten Zeiten praktisch in der Versenkung verschwunden. Wenn man sieht, was Maahn, Lage usw. heute machen, ist Heinz noch absolut auf einem der UEFA-Cupplätze in Deutschland. Und ehrlich gesagt zurecht im Vergleich zu den letzten Sachen, die ich jedenfalls von Maahn und Lage hörte.

Ich werde meinen Frieden mit der CD auf der Tour machen. Wenn es da kracht und die Live-Emotionen kommen, dann wird auch die CD hinterher anders klingen.
thommes
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Beitrag von thommes »

Moin,
nachdem ich nun - dank iTunes - seit Anfang Januar die 14 regulären und seit dem letzten Wochenende auch die Bonus-Tracks gehört habe, möchte ich mich nun einmal zu den Texten äußern, da sich meine musikalischen Eindrücke mit denen vieler Vorredner decken.

Leider kann ich nicht umhin zu bekennen, dass ich von den Texten ziemlich enttäuscht bin. Mit der an dieser Stelle schon öfter diskutierten Entwicklung der "inneren Emigration" Kunzes und seiner eher unpolitischen Themenwahl hat das aber diesmal nichts zu tun, denn es geht sujetmäßig ja endlich wieder aktueller zu. Aber was hat bitteschön der Lyriker, der Dichter HRK denn hier verbrochen? Bis auf wenige Ausnahmen kann ich kaum Sprachwitz und wenig ausgefallene Metaphorik erkennen. Wo sind die heißgeliebten Neologismen hin? Sind die Texte wirklich von Heinz? Wenn ich Die Köpfe in der Kühltruhe und Woran man mit mir war herausnehme, liegt ein Textalbum vor, das sich leider kaum noch von beliebigen anderen deutschsprachigen Künstlern wie HG, Juli oder Helden unterscheidet. Wie kann man seine unangefochtene Domäne so sträflich vernachlässigen? Der Verdacht liegt nahe, dass bei so viel kreativem Output die Kunst halt manchmal auf der Strecke bleibt. Aber warum lässt der Mann sich nicht einfach ein bisschen mehr Zeit und wählt dann sorgfältig die bestimmt reichlich vorhandenen Juwelen aus, bevor er etwas veröffentlicht? Es muss doch nicht alles auf ein Album oder in ein Buch, oder? Auf vorliegendem Werk liegen die meisten Texte auf "Mach auf"-Niveau - und das muss ja nun wirklich nicht sein!

Nur nochmal zur Klarstellung: Heinz ist der einzige Texter, an den ich so harte Maßstäbe anlege. Und natürlich würde sich die übrige deutsche Musiker-Zunft inkl. Blumfeld, Sterne, Tocotronic, Kettcar, Tomte usw. immer noch freuen, wenn sie so formulieren könnte. Aber HRK ist für mich mehr und "zum Dichter" (sag ich donnernd) hat's bei Klare Verhältnisse nicht gereicht.

MfG thommes
"Doch nicht alles, außer man ist jung, ist gleich Majestätsbeleidigung"
notamann
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Beitrag von notamann »

8) Hi Freunde,
ich kann es mir nicht verkneifen -jetzt aber das letzte mal zum Thema- ganz kurz meine Meinung zu sagen:
Nach nunmaligen ca. 300 maligen Hören (ab sofort mindestens 1 Woche Zwangsentwöhnung mit Bob Dylan und Love(Beatles)) muß ich das neue Album weiterhin als eines seiner reifsten und persönlichsten Werke mit tiefer Berührung einschätzen. Hierbei ist nicht der eine oder andere überragende Song das Entscheidende sondern für mich das gesamte Werk, welches die vielfältigen Facetten und auch Eigenheiten des HRK wiederspiegeln und eigentlich jeden Fan zum Jubeln bringen müsste.
Klar, ein Meilenstein der Rockgeschichte wird dieses Album sicher nicht (welcher deutsche Musiker und Literat hätte da schon eine Chance!!) - aber eines der schönsten Kunze-Werke mit vielen tollen und zt. auch sehr anspruchsvollen Songs bleibt es doch!
schlussimussi und gruß :)
notamann
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Beitrag von kaffeeglueck »

MartinB hat geschrieben:
Sowas ähnliches wie Liebe. Interessantes Intro, und hier muss ich den Drummer in Schutz nehmen: ich finde das Ding groovt wie Sau. [...]
Woran man mit mir war. Tagebuchschreiben am Lagerfeuer... Irgendwie so das Gefühl, wenn ich Gitarre spielen könnte, dann könnte ich das auch (kann mich aber auch täuschen, siehe die Kommentare zu den schlagzeugerischen Leistungen von Nicht-Schlagzeugern zu dieser Platte).
Heja!

insgesamt doch schon spannend zu beobachten, dass an mehreren Stellen Kommentare zum Schlagzeug auftauchen. Bin selber Schlagzeuger (gewesen), deshalb in meiner Rezension auch das Augenmerk darauf. Ich kann mich genau deswegen nicht mit der "Schlichtheit" des Spiels v.a. bei "Traurigkeit", "Sowas" oder "Biedermeier" anfreunden. Das ist einfach eine Frage der bereits gesetzten Maßstäbe. Man höre sich die fantastische Drum-Arbeit auf "Das perfekte Verbrechen" oder "Menschenfleisch" an, den kaum nachzuspielenden Groove von "Kriegstanz", die Breaks bei "König mit leeren Händen" oder wenn mans eben "schlicht" mag auch den Refrain nicht das Ende von "Stirnenfuß".
Mir fehlt bei den Schlagzeugspuren insgesamt der "Wow"-Clever, "Wow"-Schwierig oder "Wow"-Rockt Effekt, den ich auf Heinz' Platten in Hülle und Fülle finden konnte. Wie gesagt: Eine Frage des Maßstabs...

Gruß
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Beitrag von ulf »

Mir fehlt bei den Schlagzeugspuren insgesamt der "Wow"-Clever, "Wow"-Schwierig oder "Wow"-Rockt Effekt, den ich auf Heinz' Platten in Hülle und Fülle finden konnte. Wie gesagt: Eine Frage des Maßstabs...
jo, aber Maßstäbe sind nicht uninteressant. Bei "sowas ähnliches wie Liebe" find ich das Schlagzeug bis auf die Toms sehr passend und sie Treiben vor allem wie sau. Eine Performance wie bei den hier erwähnten Titeln wäre mE störend. Störend find ich das Bumm-Tschak bei "Ein Traum". Nick Mason machte es auf den letzten Pink FLoyd Alben nicht anders und live war immer ein "ordentlicher" Drummer mit ;)
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Beitrag von notamann »

Nur zur Info: - 8O Gestern oder Vorgestern ging die limitierte CD mit Bonus bei ebay für knapp 56 € plus versand weg und heute bietet amazon (Neu und gebraucht) diese für 75 € an!!! Und die normale CD gibt es sogar im Kaufland!!
ulf
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Beitrag von ulf »

geil. ich glaube ich verticker mein exemplar auch *lol* eBay ist manchmal verrückt.
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Beitrag von An »

Auch ich finde die Texte des neuen Albums nicht so berauschen. Es fehlen tatsächlich die brillianten Wortspiele und gelungenen Methaphern - nur selten blitzt das, was HRK eben vor allem ausmacht, auf. Vieles wirkt einfach belanglos. Ich finde aber, dass dies eine Tendenz ist, die auch schon in den letzten Büchern oder bei Kommando Zuversicht zu bemerken war: das Literarische verschwindet. Wie schrieb der Plattenhändler meines Vertrauenes: Für HRK-Fans sicherlich eine schöne Platte, sonst aber für niemanden Anlass, sich mit HRK zu beschäftigen. Da ist was dran.
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Beitrag von Thofrock »

notamann hat geschrieben:Nur zur Info: - 8O Gestern oder Vorgestern ging die limitierte CD mit Bonus bei ebay für knapp 56 € plus versand weg und heute bietet amazon (Neu und gebraucht) diese für 75 € an!!! Und die normale CD gibt es sogar im Kaufland!!
Huch. Aber wenn die 2-CD-Auflage so schnell weg war, läßt sich Amazon möglicherweise noch welche pressen.
Das Rammstein-Völkerball-Buchpackage war schon vor der VÖ ausverkauft, ging dann im Marketplace bis an die 200 Euro über den Tisch, brachte bei Ebay anfangs 130,-, später noch 80,- und war plötzlich nach 3 Wochen wieder im Handel.
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Beitrag von Thofrock »

Die zu 75 Euro ist verkauft, jetzt gibts auch im marketplace keine mehr. Und die normale Edition hat im Moment einen Lieferstatus von 2 - 5 Wochen. Die spinnen doch.
heikomannes
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Beitrag von heikomannes »

Thofrock hat geschrieben:Und die normale Edition hat im Moment einen Lieferstatus von 2 - 5 Wochen. Die spinnen doch.
Zeit für jeden, nochmal den Charttip in Deinem Quiz zu überdenken :-)
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Beitrag von Thofrock »

Thofrock hat geschrieben:Die zu 75 Euro ist verkauft, jetzt gibts auch im marketplace keine mehr. Und die normale Edition hat im Moment einen Lieferstatus von 2 - 5 Wochen. Die spinnen doch.
Neues von der Amazon-Front:
Die Doppel-CD ist ab sofort wieder am Lager. Jetzt für 17,50 Euro.
Der Mensch der da zu 75 Euro gekauft hat, kriegt das hoffentlich nicht mehr mit.
notamann
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Beitrag von notamann »

:D Falls dieDoppel-CD tatsächlich wieder da ist (ich schaue anschließend gleich mal) kann man nur vermuten: Alles was bis jetzt lief - TOPSTRATEGIE!!! Glückwunsch.... :D :D :D
problemist
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Beitrag von problemist »

Nachauflagen einer "limited edition" sind eigentlich ein Witz bzw. Verarsch... der Käufer.
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Beitrag von thommes »

Um mal wieder ein bisschen "back to topic" zu kommen, möchte ich meiner vorangegangenen groben textlichen Bewertung nun eine musikalische folgen lassen.

Meine Lieblingstracks lassen sich in folgende beiden Kategorien gliedern:

1. Meisterwerke

Woran man mit mir war: Bestandsaufnahme meets Prophet in "klaushoffmannartigen" Wollsocken - grandios!

Dead for good: rockt wie in den Neunzigern, absolut hitverdächtig

Blues für die Beste: erdig wie Stoner Rock á la QUOTSA oder Kyuss

2. Großes Tennis

Überlegungen einer reifen Frau: auch ich dachte gleich an HvV - ich bin Laancelooot!

Die Köpfe in der Kühltruhe ansteckend gut, es ist nichts, liebling, gar nichts

MfG thommes
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