fallensteller hat geschrieben:Eine Einzelkritik der Stücke erspare ich mir, da ich ja eh nicht verstanden werde....
Lass dich von den Machern nicht verunsichern, schwarz-weiß sehen hier die wenigsten. „Die Gunst der Stunde“ mit „hochwertige, edle Stoffe und handwerklich meisterhafte Verarbeitung“ zusammenzufassen, halte ich allerdings schon für undifferenziert, Geschmack hin oder her.
Lied für Lied nach einwöchiger Dauerberieselung:
1. Hunderttausend Rosen
Ich nenn’s mal wohlwollend Vorstufe zum Schlager, jedenfalls hat Heinz mich mit einer Single noch nie so dermaßen geschockt. Das Video dagegen find ich Klasse, macht sogar das Lied etwas erträglicher.
2. Ich glaub du liebst mich
Erinnert mich eher an Westernhagen und „Brown Sugar“ als an Lindenberg. Rockt ganz ordentlich, knallige Bläser als Hommage an THE RUMOUR BRASS und John „Irish“ Earle. Gefällt mir.
3. In der Mitte der Sanduhr
Haben wir schon ausgiebig gewürdigt und gefeiert, bester Song der Platte.
4. Ganz von selbst
Schönes, gelassenes Lied, feiner Text - davon hätte es gerne mehr sein dürfen. Unter Kopfhörern entdeckt man durchaus liebevolle Details.
5. Kampfzone Mitte
Das Intro verspricht leider nicht, was das Lied hält. Hatten wir ja schon öfters bei Heinz, dass Musik und Text eigene Wege gehen („Tausendschön“, „So tun als ob“), passt hier für meinen Geschmack weniger. Bei dem Thema hätte es eher was von der Sorte „Selbst ist die Zerstörung“ sein müssen, ist mir auch textlich zu zahm (allerdings gefällt mir die Strophe vom alten Mann mit dem Jagdgewehr sehr gut - die ist typisch Kunze, wie ich finde). Gehört insgesamt trotzdem zu den besseren Liedern.
6. Ich liebe dich
Geht gar nicht, da verklebt mir ja der CD-Player. Hätte Heinz seiner Gattin lieber in den eigenen vier Wänden vorsingen sollen. Schade um das verbrauchte Cello.
7. Trockne deine Tränen
Hab ich keine Meinung dazu. Stört nicht, muss ich aber absolut nicht haben.
8. Susanne es ist aus
Parodien liegen Heinz nicht, hab ich vor 2 Jahren schon im Vorbeigehen festgestellt. Musikalisch und textlich platt - Ausfall.
9. Der stille Gast
Mit feinem Gespür für’s Thema getextet, musikalisch stimmig umgesetzt. Geht unter die Haut, gefühlvoll und stilvoll und zart.
10. Wie man tanzt und singt
Plätschert so vor sich hin. Inhaltlich nicht schlecht, der Text klingt allerdings mehr nach Mey als nach Kunze. Da hat er seinem Sohn vor 23 Jahren schon anspruchsvolleres gewidmet. Brauch ich nicht.
11. Eisfrei
Gemütliche, ruhige Nummer. Lang war die Fahrt, doch letztlich laufe ich gern in den Hafen ein. Nette Idee mit den Grüßen an Hamburg.
12. Jeder weiß
Beim Refrain zieht’s mir die Schuhe aus, kann ich mir nicht anhören.
13. Unbeliebt
Am Ende des regulären Albums nochmal banales Gedudel. „Ich mag gute Musik, sie den Dreck aus den Charts“ - seit wann wird auf Kunze-Platten gelacht? Also bitte…
14. Dankeschön
Völlig misslungen, mehr gibt’s nicht zu sagen.
15. Waving at trains
Coverversion? Man weiß es nicht genau. Heinz in englisch find ich absolut verzichtbar, macht ihn austauschbar. Musikalisch darüber hinaus äußerst langweilig.
16. Meinungen
Spiel, Fiete - so klingt’s wohl hinterm Deich. Schön atmosphärisch, bringt in mir eine Saite zum Klingen und rechtfertigt den normalerweise ausgeschlossenen Gang in den Media Markt. Versöhnlicher Abschluss eines Albums, das bei mir in der HRK-Diskografie im „Kampf“ um die Rote Laterne leider ganz vorn mitspielt.