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Wir wählen mittlerweile locker FDP
SPOTTLIGHT No 10 v. 17.10.
Heute machen wir es mal anders. Am Wochenende mußte Kalle im Dienste der Tourstartinfo schuften (hingewiesen sei an dieser Stelle für die, die ihn nicht gelesen haben, auf den wunderbaren und fetten Rundumbericht), während ich die Zeit einfach nur genossen habe. Der fleissige Mann hatte ein regelrechtes kleines Büro mit auf Reisen. Heute darf Kalle zum jetzigen Zeitpunkt in Bielefeld entspannt den Abend genießen, während ich hier vor dem Rechner sitze und maloche. Übermorgen in Altenbeken genießen wir dann beide. Vorausgesetzt wir finden Altenbeken. Diese Münsterländer leiden ja manchmal an Orientierungsarmut.

Bekannte Gesichter gab es in Salzwedel viel weniger als z.B. Ende April in Worpswede. Das Städtchen liegt aber auch wirklich fernab jeder Autobahn am Ende der Welt. Selbst Birgit benötigte von der Europametropole Itzehoe aus mehr als 2 Stunden. Und ich habe endlich mal Orte wie Brome, Püggen und Siedenlangenbeck kennengelernt.
Dazu kommt, dass man in diesen Tagen dem geplanten Börsen-Start Up des Jahrzehnts, der Deutschen Bahn AG nicht wirklich trauen kann. Salzwedel hat zwar einen Bahnhof. Aber wer weiß schon, ob da nicht statt ankommender Züge nur die herren Mehdorn und Schell stehen und sich prügeln.
Manche trauten der Bahn aber doch und wurden nicht enttäuscht. Claudia hatte zum Tourstart extra einen Bumix-Kuchen gebacken. Eine leichte Käse-Sahne-Mischung mit eingedrückten Haribo-Bumix und einer durchsichtigen Zuckerglasur. Mir wars zu süß, aber Matt z.B. langte ganz schön zu.
Die im Zentrum von uns ausgewählte Pizzeria hatte übrigens merkwürdige Getränkepreise. Die 0,2 l-Cola kostete 1,30, die 0,4 l-Variante nur 30 Cent mehr. Auch sonst ein sehr sympathischer Laden.
Zur Show schreibe ich jetzt nur kurz, dass sie großartig war, das Premierenpublikum in dieser Einöde sehr angenehm rüberkam, und hinterher alle hochzufrieden waren. Wer mehr wissen möchte, sei an dieser Stelle gerügt, weil er Kalles Bericht nocht nicht gelesen hat.
Über den Abend in Zeitz wurde mir übrigens berichtet, dass Heinz extra für Notamanne den Song "Don´t ya tell Henry" ins Programm genommen hatte, der sich vor lauter Überraschung derartig verschluckte, dass er das ganze Lied über bedauerlich husten mußte.
Wir sind also nun mittendrin in der Tour, und ich werde mich während dieser Zeit etwas öfter hier melden, dafür aber wesentlich kürzere (um nicht zu sagen faulere) Texte abliefern.
Was hat es mit der Überschrift auf sich ? Klar, Heinz hat die "Bestandsaufnahme" im Programm und dafür die Zeite "Wir wählen selbstverständlich weiter SPD" erneuert. Ich nehme es ihm ja nicht ab, und vor allem während der Osttermine wird mangels Bekanntsheitgrad dieser politischen Gruppierung ein gewisses Unverständnis bei der Zeile herrschen, aber ich hab wenigstens was zu schreiben.
Bis die Tage.
Franky
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Du bist mein ganzes Herz
SPOTTLIGHT No 9, vom 4.10.
Dieser Satz stammt aus einem neuen Sprechtext von Heinz, der in aktuellen Lesungen zu hören ist. Ich hatte gedacht, dieser Text bezieht sich auf das allgemeine Problem. Dass ein Künstler in der Wahrnehmung der Menschen ziemlich austauschbar ist. In dem Text schildert Heinz, wie man ihn mit Grönemeyer verwechselt, ihm "Marmor, Stein und Eisen bricht" andichtet, und ähnliches. Ich selbst war mal dabei, als eine Frau ihn nach einer Lesung über den grünen Klee lobte, überschwänglich abfeierte, gar nicht mehr stoppen konnte in ihrem Redefluss, dann aber als einzigen Wehrmutstropfen des Abends auf das Fehlen von "1000 mal berührt" im Programm hinwies. Und während ich versuchte, mir unter den Tisch gebogen das Lachen zu verbeißen, blieb Heinz ganz cool und höflich. Und die Frau hatte nicht mal bemerkt, was für ein Fauxpass ihr da unterlaufen war.
Seit gestern Abend nun weiß ich, daß Heinz diesen Text erst nach der Aufzeichnung zur Goldenen Stimmgabel geschrieben haben kann, und ich ihn 2 Tage später im Wühlmäuse-Theater wohl als einer der Ersten angeboten bekam. Denn ausgerechnet der Herr Heck, König der TV-Moderatoren, kündigte in seiner Sendung Heinz mit diesen Worten an. "Du bist mein ganzes Herz".
Vorgestern in Peine gab es einen weiteren neuen Text zum Thema Heck, den Heinz ja wirklich und besonders schätzt. Der handelt von dem TV-Moderator, der im Laufe der Jahre über seine eigene Verlogenheit denen gegenüber, die er ankündigt, den Kopf schüttelt und immer ehrlicher wird. Schließlich sogar die Wahrheit sagt. Und zwar mit dem Dilemma, dass sich trotzdem nichts ändert.
Ein nachdenklicher Text, in dem übrigens auch die Band Rein einen Seitenhieb erhält. Heinz nimmt die, die er schätzt keinesfalls aus in seiner Angriffsfreudigkeit.
Peine war übrigens ein wunderbarer Abend. Ein ausgesucht schöner Veranstaltungsort, mit 400 Plätzen ausverkauft, und ein angenehmes Publikum. Es gab auch keine Discoveranstaltung vorher. Gegenüber Berlin vor 2 Wochen gab es erneut 5 niegelnagelneue Texte.
Ich will aber nicht schon wieder eine Lesungsreportage machen. Ich will auch nicht über die Goldene Stimmgabel oder Herrn Heck herziehen. Sind mir momentan eigentlich zu leichte Opfer. Stattdessen noch ein paar Sätze zur Tourberichterstattung im Forum. Die Vielzahl der Konzerttermine von KV Intim erlaubt es keinem der Hardcorewukis, über jeden einzelnen Abend individuell zu berichten. Bereits im Frühjahr gab es ja, wenn auch mit Anlaufschwierigkeiten in Sachen Zeitnähe, das Wuki-Tourtagebuch, das nun erneut an den Start geht. Und damit wir die Tour alle möglichst lückenlos mitverfolgen können, fallen wir jedem um den Hals, der uns aus den Provinzen, wie auch den Metropolen seine Eindrücke abliefert. Das ist bei dieser Tour ja eigentlich viel interessanter, weil zahlreiche Locations völlig unbekannt sind. Wenn also in Losheim der Balkon einstürzt, in Lengerich der Strom ausfällt (passiert im Münsterland ja öfter mal), in Altenbeken einige Kühe durch die Halle laufen, oder in Wuppertal die Schwebebahn über der Bühne langsaust, dann laßt es uns wissen.
Zum Schluß noch eine exklusive News, die eine nie für möglich gehaltene Begebenheit aus Peine enthält. Alle Beteiligten haben versucht, diese Geschichte geheim zu halten, sie nicht an Reuters oder DPA weiterzugeben, sie nicht über die Grenzen der Stadt Peine hinaus zu verbreiten. Nur ich, der Unbestechliche und Unkorrupierbare teile sie jetzt hier der Welt mit. Wolli trug beim Auftritt vorgestern nicht seine roten Bühnenschuhe, sondern ein schwarzes Adidasmodell mit weißen Streifen. Trotz sichtbarer Nervosität, da er sich mit dieser Fußbekleidung quasi nackt fühlte, brachte er den Abend perfekt über die Bühne.
Wir sehen uns auf Tour. Aber paßt auf. Wer mit mir beim Italiener sitzt, und versehentlich oder vorsätzlich sein Glas umschmeißt, landet über kurz oder lang hier. In Spottlight No 10.
Greetings Franky
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SPOTTLIGHT No 8, vom 20.9
Zuerst muß ich mich mal entschuldigen. In No 7 hatte ich angekündigt, dass in den nächsten Tagen auf wuki.de was Spannendes passiert. Das Spannende ist keinesfalls abgesagt, aber hinsichtlich des VÖ-Zeitpunktes habe ich mich täuschen lassen. Ich muß also um Geduld ersuchen und untertänigst niederknien. Interaktiv niederknien.
Mittelpunkt dieser Kolummne soll nun aber der Auftritt unserer Helden im Berliner Wühlmäuse-Theater sein. Ein wunderschönes Theater im Berliner Westen, genauer Chalottenburg, noch genauer am Theo (Theodor Heuss-Platz). Ich wollte immer schon mal Hallervordens Theater besichtigen, und das war nun die günstige Gelegenheit. Leider ist das Ding ja vor ein paar Jahren umgezogen, sodass es "Didis" Neurosenstübchen nicht mehr gibt, über das ich unlängst in Hallervordens Autobiographie einiges gelesen hatte. Aber auch wenn der Dieter erwartungsgemäß nicht im Haus war, schwebte sein Geist schon irgendwie in den Räumen.
Berichte über die Lesungen mit Musik von Heinz und Wolli gab es in letzter Zeit ja reichlich und ich selbst hatte erst unlängst über Kirchrode referiert. Deshalb erwartet ihr ja nicht von mir, dass ich das gesamte Programm aufrolle. Aber der gut besuchte Abend (ca. 80 % Auslastung) bot mir dann doch neue Eindrücke. 3 Texte kannte ich noch gar nicht, und dabei kam ich nun endlich in den Genuß von Birger, dem Polarfrosch (endlich deshalb, weil ich schon verschiedentlich damit aufgezogen wurde, diesen Text noch nicht zu kennen). Wunderbarer Text, und die gepflegte Ergänzung zu Ottmar. "Diesem Volk sitzt definitiv Schalke im Nacken", stammt aus einer weiteren Zustandsbeschreibung unserer Republik, und war für mich der markanteste Satz des Abends, zumal ich mich heftig verschluckte.
Nach Wollis Soloauftakt nach der Pause gab es auch was Neues. Statt "Demokratisch" gibt es nun "Der Prinz muß sterben", ebenfalls mit Wolli an allen Percussionen und bis zur völligen Erschöpfung.
Die Songs des Abends waren "Immer für dich da 1", gefolgt vom "Letzten Hemd", dem "Fetten alten Hippie", "Aller Herren Länder" und dem inzwischen nicht mehr verzichtbaren "Won´t get fooled again".
Das Publikum würde ich als sehr dankbar bezeichnen. Eigentlich alle Pointen wurden verstanden und honoriert, der musikalische Teil wurde zunehmend enthusiastisch begleitet.
Kommen wir zum Gesellschaftsteil, denn wenn man nach Berlin fährt möchte man ja auch bekannte Gesichter außer den Protagonisten sehen. Gerald mit Lebensgefährtin Charlotte waren natürlich ebenso gekommen wie die beiden "M&Ms" aus Berlin. Und eine ganz nette Überraschung war ein Wiedersehen mit Johanna Zeul, die viele von euch ja noch vom "Duell" in Jena kennen werden, wo sie mit einer unwerfenden Performance nicht nur mich begeistert hatte. Johanna hängt momentan etwas in der Luft, weil sie mit neuer Band ein klasse neues Album aufgenommen hat, dass aufgrund rechtlicher Schwierigkeiten noch nicht erscheinen kann. Und obwohl ich hier ja nicht werben soll, empfehle ich euch einfach mal, auf ihrer Seite "johanna-zeul.de" ein bißchen zu verfolgen, wann das Ding kommt, und wo es bis dahin Auftritte gibt.
Ferner begrüssten Heinz und Wolli als Gast auch Bodo Wartke, vielen bekannt als Moderator der "Songs an einem Sommerabend", aber auch sehr geschätzter Singer/Songwriter mit schon beachtlichem Backkatalog.
Superschöner Abend jedenfalls. Und für den nächsten Vormittag vor der Abreise hatte ich mir noch einen Besuch des neuen Mediamarktes "Berlin-Mitte" am Alex in den Kopf gesetzt, und war auch dumm genug, von Charottenburg aus mit dem Auto dorthin zu fahren. Da die Straße des 17. Juni momentan von Baustellen bevölkert ist, wie Erfurt im Jahre 1991, kam reichlich Freude auf. Jeder Ortskundige wird die U-Bahn nehmen, selbst wenn er 5 PKWs vor dem Haus stehen hat. Ich beim nächsten Mal auch. Und der "größte Mediamarkt" der Welt, der zur Eröffnung bundesweit Schlagzeilen gemacht hat, weil es Panik, Verletzte und Chaos gab, war eher unaufregend, und vor allem eher teuer. Empfangen wurde man übrigens im Erdgeschoss an der Rolltreppe nach oben mit einem Panasonic-TV für schwache 79.999 Euro. Kann man sicher knapp ein ganzes Handballtor mit ausfüllen, aber wer will das schon ?
Soweit mal wieder, Folks, ich hab einen Zwiebelkuchen im Ofen...
Greetings Franky
SPOTTLIGHT No 7, vom 2.9.
Ja, die Resonanz zum letzten Spottlight war endlich mal fett. Ca. 170 Mails größtenteils erfolgreich provozierter Heino-Anhänger schlugen in meiner Mailbox auf. Man drohte mir mit randfichten, Tomatensalat und körperlicher Züchtigung. Aber auch Zuspruch bekam ich.
Da eine Kolummne so erst Spaß macht, lege ich heute noch mal nach, und seziere das nächste Opfer. Allerdings nicht, ohne euch zu erzählen, dass ein Vögelchen mir gezwitschert hat, dass in den nächsten Tagen bei Wuki.de was ganz Spannendes passiert. Verraten darf ich weiter nix, sonst jagt man mich durch die Baumberge. Aber es lohnt sich, den Laden hier gut zu beobachten.
Nun zum Thema. Natürlich treibt mich vorzugsweise Neid und Mißgunst zu den folgenden Zeilen. Dieses aber immerhin mit Recht. Auf seinem dritten Album prägte Heinz den Begriff "Ölpest der Tonkunst", obwohl die tatsächliche Seuche erst 10 Jahre später an den Start gehen sollte. Heinz hatte Teile der NDW gemeint. Aber gegen die 1994 das Licht der Welt erblickende Formation, über die ich hier schreibe, waren die schlimmsten Bestandteile der NDW noch virtuoses künstlerisches Wirken. Die Truppe, die wirklich in allen erdenklichen Ecken und Kanten den Charakter einer Ölpest teilt, wurde gerade am 22. August dieses Jahres mit einer Ad Hoc-Meldung an den Finanzmärkten geehrt. Ihr Label Kontor-Records gab nämlich eine Info der Media Control wieder, die erklärte, dass die Band gerade ihren zwanzigsten Charteinstieg in den Top 10 der deutschen Single-Charts verzeichnet hatte. Niemand anders konnte das in den seit 1956 vorliegenden Aufzeichnungen der MC erreichen. Nicht die Beatles, nicht Elvis, nicht die Stones, nicht Michael Jackson, und nicht Xavier Naidoo, der sich mit 13 Notierungen zusammen mit Modern Talking Platz 2 teilt.
20 Top 10 Singles in 13 Jahren, herzlichen Glückwunsch an die großartigen und unersetzlichen Jungs von SCOOTER. Noch Fragen ?
Jetzt ist das Problem mit Scooter ja vielfältig. Die Technoszene, der sie sich selbst zurechnen, haßt die Band von Anfang an. Technopioniere wie Sven Väth, Paul Van Dyk oder Dr. Motte wissen um den Hochverrat an der Idee, mit der Techno mal schräg und anarchisch angetreten war. Der zumindest von der Band so bezeichnete "Techno", den Scooter machen, ist in den Augen der Szenefreaks Kindergartenkommerz mit null Niveau. Die band wird nicht akzeptiert, gilt als Nestbeschmutzer.
Da ich selbst vom Techno so wenig verstehe, wie ich damit anfangen kann, ist es mir nun völlig egal, ob die Truppe um H.P.Baxxter ein ganzes musikalisches Lebensgefühl, ein komplettes Genre in Verruf bringen. Ich leide genug darunter, dass selbst meine Helden von Tangerine Dream ihre 70er-Aufnahmen teilweise mit Technobeats überkleistern, seit Edgar Fröses Sohn Gerome in der Band mitmischt. Die Pioniere der elektronischen Musik, die so viele Künstler inspiriert haben, verramschen ihren heiligen Nachlaß. Das wäre, wie wenn Kardinal meisner den Kölner Dom abreißen läßt, um aus der Bausubstanz Plattenbauten zu errichten.
Was ich auch als Technounkundiger aber als strafbar verstanden haben möchte, ist die Tatsache, dass diese dumme Hamburger Formation die meisten ihrer Charterfolge auf dem Rücken von Klassikern ausgetragen hat, die sie in grauenhaftester Weise verunstalten. Von "Covern" mag ich nicht sprechen. Baxxter selbst weißt gern daraufhin, Scooter würden nicht covern, sondern Adaptionen anderer Songs in eigene Kompositionen übernehmen. "Kompositionen" nennt er das. Dem hilft wirklich gar nichts mehr.
Ich nenne zur Erinnerung mal einige dieser entstellten und geschändeten Werke, an denen Scooter sich vergriffen haben. Wie viel das waren, merkt man erst, wenn man sich damit beschäftigt. Dabei sind die Klauattacken auf KC an the Sunshineband, James Brown und Cappella noch verzeihlich, weil das dancelastige Sachen waren. Und für zugedröhnte Discohopper, die außer mechanischen Bassdrums ohnehin nichts mehr wahrnehmen, macht man den Müll ja schließlich.
Unbeschreiblich schlimm aber waren die Verbrechen an "I was made for loving you" von Kiss, "Rebel Yell" von Billy Idol und (absolut tödlich) dem "Logical Song" von Supertramp, dem man mit "Remp" auch noch einen neuen Titel verpaßte, damit der verblödete Anhang die schändliche Abkupferung nicht bemerkt. Nicht einmal Bots (7 Tage lang) und Maffay (Nessaja) waren vor Scooter sicher, und City´s "Am Fenster" wurde auch noch geschändet. Und sicher hab ich in dieser Aufzählung noch die Hälfte vergessen.
Sicher, die breite Masse will zugedrönt werden. Millionen Erdenbürger mit umfangreichen Bohlen-Sammlungen können sich nicht irren. Und die Technowelt ist bunt wie die Extacy-Pillen, ohne die das Scooter-Erlebnis nicht funktioniert. Aber die Konstanz, mit der das Projekt über 13 Jahre hinweg einen solchen Erfolg im Land (und glücklicherweise nur in diesem Land) abräumt, die macht mich rasent. Einige Jahre, nachdem der Quatsch mit "Hyper, Hyper" und "Move your ass" die Kittel zum Fliegen gebracht hatte, begannen die sogar Konzerte zu geben. Gut besuchte Konzerte. Tourneen.
Man frage mich nicht nach dem Playback-Anteil dieser Shows, aber außer dem Geschrei von "Commander" Baxxter war sicher nichts weiter wirklich echt.
20 Top 10-Hits, mehr als Beatles, Stones, Jacko oder Sonstwer. Mich hat diese Meldung geschockt. Ich ärgere mich seit 1994 über Scooter. Aber wie erfolgreich dieses Seuchengeräuschefestival dabei war, dass wußte ich nicht. Aber ich bin froh dass ich es jetzt weiß, und dass ich mich hier austoben konnte. Jetzt geht es mir besser.
Euer Franky
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SPOTTLIGHT No. 6, vom 17.8.
Einen Euro für die Paldauer
Heute spotte ich mal richtig, weil ich einen hervorragenden Prügelknaben gefunden habe. Heino nämlich. Klar bin ich mit meinem Spott 3 Wochen zu spät dran, aber da alle Kabarettisten Sommerpause haben, geht das noch.
Was war geschehen ? Das ZDF hatte bekanntgegeben, Carmen Nebel und Hecks glorreiche Musiksendungen künftig aus dem Programm zu nehmen. Weniger Volksmusik, weniger Schlager. Der geneigte Gebührenzahler war größtenteils angenehm überrascht, manch Promi aus der zweiten Reihe meldete aber auch Unmut an. Trude Unruh von den Grauen Pantern zum Beispiel mutierte zu Trude Unmut. Ältere Bürger sollten ihren ganzen Einfluss geltend machen. Als ob ältere Menschen per se auf Carmen Nebel, die Paldauer oder D.T.Heck stehen.
Dann meldete sich Heino mit einer bahnbrechenden Idee zu Wort, die ich dem Mann nie zugetraut hätte. Sicher war er stets eine musikalische Zumutung. Aber nie gab er Anlass, als Idiot oder Depp zu gelten. Er pflegte sogar stets eine gute Bekanntschaft mit Campino, beherrschte Selbstironie und Augenmaß. Damit ist es nun offenbar vorbei. Seine Empfehlung an die Freunde volxiger Musik: Die GEZ-Gebühren künftig um einen Euro kürzen. Einfach einen Euro pro Quartal weniger überweisen. Er selbst wollte mit gutem (bzw. schwachsinnigem) Beispiel vorangehen.
Ja, wenn diese grandiose Idee Schule macht, wird die GEZ künftig nicht nur das Fehlen von Carmen Nebel zu spüren bekommen. Dann werden die Headbanger nämlich rückwirkend für die letzten 20 Jahre das ZDF dafür abstrafen, dass Slayer, Motörhead, Type O Negative und Children of Bodom eher selten auf dem Sender zu bewundern sind. Und die 2 Auftritte der Scorpions bei Wetten Dass vor neun und sechzehn Jahren werden den real existierenden Metaller überhaupt nicht versöhnen. Zumal die Playback waren und Klaus meine lediglich etwas "Wind of Change" pfiff.
Auch der Opernfreund kommt im ZDF eher kurz, wenngleich immerhin Spartensender 3Sat vor 2 Wochen an einem einzigen Tag den gesamten Ring am Stück ausstrahlte. Gebührenreduzierungen für Freunde von Jürgen Fliege, Hans Meiser, Hugo Egon Balder und Trude Unruh wird es auch geben. Die sitzen alle höchstens mal 10 Minuten bei Kerner. Apropos Kerner: Für die Ausstrahlung von Kerners Sendungen sollte man pro Quartal gleich 10 Euro abziehen. Oder sogar fürs Zuschauen Geld von der GEZ bekommen.
Heinos Idee ist bahnbrechend. Jeder GEZ-pflichtige TV-Zuschauer wird künftig Programmdirektor, und zahlt nur das was er sehen will. Individuelles Pay-TV für hunderttausende von Sendekonzepten. Ich z.B. hätte Kerner gern in die Pförtnerloge, während Blixa Bargeld seine Sendung bekommt. Peter Hahne darf künftig die Klos putzen, während Dr. Markus Merthin (oder wie immer der heißt) die Nachrichten spricht. Statt Zoodokus gibt es Minigolfübertragungen, statt Soaps werden die guten alten Testbilder gesendet. Hermes Pattberg (lebt der noch?) bekommt eine Kochsendung, Carmen Nebel spielt das Opfer in der Neuverfilmung von "Der Hund von Blackwood Castle" (mit viel Nebel eben), und Derrick wird neu aufgelegt, wobei wir Horst Tappert durch Mirja Regensburg ersetzen.
Ich selbst will auch eine Sendung. In der "HRK-Show", die 3 mal wöchentlich zur besten Sendezeit 120 Minuten läuft, zeige ich Konzertausschnitte, interviewe Heinz und seine Mitstreiter sowie Wunderkinder und Arbeitskollegen, und bringe endlich diese geile Kolummne ins TV. Wer macht mit ?
Danke Heino, du bist unser Mann.
Greetings Franky
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Spottlight No 5 vom 5.8.07
Finden ist nur Silber, suchen aber Gold
Herrenhausen ist wieder angerichtet. Aber diesmal im Jahr Eins nach dem Sommernachtstraum, der 4 Jahre lang vor ca. 50.000 Besuchern aufgeführt wurde, und inzwischen zu Hannover gehörte wie das Expogelände.
Das Erfolgsmusical hätte ohne Weiteres weiterlaufen können. Viele Leute kamen jedes Jahr wieder, die Auslastung des wunderschönen Freilufttheaters war auch in der vierten Spielzeit nahe 100 Prozent.
Aber Künstlern juckt es in den Fingern. Und so kam es zu dieser neuen Produktion. Wieder Shakespeare, wieder eine Verwirrkomödie mit heiterem Einschlag. Heinz äußerte im Vorfeld öfter, er hoffe auf eine faire Chance für das neue Stück. Er ahnte sicher, wie sehr das Publikum den Sommernachtstraum liebgewonnen hatte.
Nun, grundsätzlich eigne ich mich nicht als Musicalkritiker. Und nach einem ersten Besuch ist eine entgültige Meinung zu "Kleider machen Liebe" sowieso nicht möglich. Beim Sommernachtstraum habe ich ja erlebt, dass aufgrund der vielen Facetten noch beim achten und neunten Besuch Entdeckungen erfolgten. Aber trotzdem war ich gestern Abend einige Male während der Aufführung etwas ratlos. Diese Magie des Vorgängers kam irgendwie nicht auf. Sicher gibt es dafür zahlreiche Gründe. Natürlich ist in diesem frühen Stadium die Lockerheit des Ensembles noch nicht gegeben, die spielerische Routine, die Paßform. Und natürlich ist der Besucher beim ersten Mal auch mit dem Stoff noch nicht so vertraut.
Musikalisch ist das Spektrum breiter als beim Vorgänger. Daraus folgt dass für jeden etwas dabei ist, dass aber auch jeder mit Songs konfrontiert wird, die ihn weniger berühren. Wunderschön die lürigtypischen Klavierballaden, das sehr eingängige Titelstück, und ein im zweiten Teil von gespenstischem Licht untermaltes Orgel- und streichergetragenes opulentes Gesangswerk für ein Duo. Und richtig geil eine treibende Funknummer im ersten Teil, bei der nahezu James Brown grüssen läßt.
Aber manches kommt auch (mir zumindest) zu folkloristisch rüber, und nimmt stellenweise die Spannung aus dem Stück. Einmal darf es sogar orientalisch sein. Nun ist es ja nun mal ein Musical, das wollen wir nicht vergessen. Und wenn ich das dann alles noch ein, zwei mal gehört habe, wird es sicher auch einprägsamer. Aber ich erwischte mich schon dabei, mir "Bottichs Traum", "Das Kraut" oder "Ein Sommernachtstraum" zu wünschen, die mir einfach so wunderbar vertraut sind.
Der Stoff ist ähnlich dem des Vorgängers, und von Heinz natürlich ähnlich aufwendig, wortgewandt und speziell gestaltet. Aber auch hier kam es mir so vor, als seien die Lachflashs im Publikum kleiner ausgefallen. Jens Krause, als Puck des SNT seinerzeit Publikumsliebling (wie diesmal wohl auch), scheint mir in seiner Rolle als Hofnarr etwas zu sehr Puck-like eingezwängt.
Hier gilt aber auch: Unbedingt mehrfach anschauen, und bis dahin die Klappe halten.
Nach der Pause wird es dann auf jeden Fall packender, weil die inzwischen eingesetzte Dunkelheit das aufwenig gestaltete Licht in Szene setzt, und die Wahnsinnsatmosphäre der ganzen Anlage richtig zur Geltung kommt. Das macht dann auch die etwas langatmigeren Passagen aus dem ersten Teil vergessen.
Fazit: Ansehen ist Pflicht und lohnt enorm. Um aber das Flair des jetzt letzmalig zitierten wunderbaren Sommernachtstraums zu spüren, werde zumindest ich noch etwas an mir arbeiten müssen. Und ich ahne, dass ich, mal betriebswirtschaftlich gesprochen, nicht auf den gleichhohen Grenznutzen kommen werde. Das liegt dann aber nicht am neuen Stück, sondern daran dass der Vorgänger einfach nicht zu toppen war. Aber vielleicht seht ihr das ja dann auch ganz anders.
Klar ist, dass Hannover eine neue Attraktion hat, und die nächsten Jahre in Herrenhausen gesichert sind. Und klar ist auch, dass trotz der riesigen Nachfrage, und der maximalen Auslastung die Ticketpreise auch in diesem Jahr stabil geblieben sind. Auch keine Selbstverständlichkeit. Wir sehen uns...
Franky
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Spottlight No. 4 vom 27.07.07
Juhu. Wir hatten ein bißchen Sommerpause, und wollten euch zudem genug Zeit für den tollen neuen Gemeindebrief lassen. Und wer ihn noch nicht gelesen hat, der hole das bitte nach, bevor er sich an diesen Text macht. Der ist nämlich wichtiger.
Ich komme ja bekanntlich aus dem südniedersächsischen Städtchen Northeim, welches an diesem Wochenende zur Musikmetropole Norddeutschlands avanciert. Obwohl wir eine wunderschöne Freilichtbühne für 8000 Zuschauer mitten im Wald gelegen haben, war dort in den letzten Jahren kaum was los. Anfang der 90er durfte ich dort Bluesfestivals mit Ten Years After und Roger Chapman erleben, eine Punknacht mit den Hosen, Henry Rollins und Abwärts, sowie weitere Festivals mit Whitesnake, Saga und manch gutem Zeug. Geile Zeit. Grandioses Flair in einmaliger Location.
Neben der Waldbühne gibt es ein Waldhotel, das irgendwann nach Pächterwechsel auf die Idee kam, eine Nachruhe durchzusetzen. Obwohl so ein Festival die beste Variante ist, den müden Laden mal voll zu bekommen, machten sie die Festivals damit unmöglich. Denn die Nachtruhe ist einzuhalten ab 22 Uhr. Hochachtungsvoll, das Ordnungsamt. Da ist es im Sommer nicht mal dunkel, und ein vernünftiges Rockfestival läuft gerade erst warm. Also keine Musik mehr. Naja, Musik im weitesten Sinn schon, nun aber nur noch Volksmusikevents. Der NDR begann jetzt grauenvolle Veranstaltungen unter der Moderation von Bingokönig Michael Thürnau (der 170 kg-Mann aus der geilen Sendung Sonntags um 17 Uhr auf N3) zu organisieren. Zunächst über 2 Tage, später noch einen Tag den am Vortag aber die Kastelruther Spatzen auf eigene Rechnung gestalteten. Jahrelang hatten wir also in Northeim die Kastelruther zu Gast, die den Laden meist vollmachten (jedenfalls der ersten Jahre), während der NDR tags drauf immer weniger Besucher begrüssen konnte. Irgendwann sprang der NDR ganz ab, und nun kommen auch die Kastelruther nicht mehr.
Unsere schöne Waldbühne, die übrigens der NS-Arbeitsdienst einst errichtet hatte, versank wieder im Dornröschenschlaf. Die Hotelführung wechselte alle paar Jahre, die Nachtruhe hingegen blieb.
Jetzt muß man wissen, dass in unserer Region generell wenig gute Bands zu sehen sind. Das gilt für unseren gesamten Landkreis, und leider auch seit Jahren für das 20 Km entfernte Göttingen. Auch Heinz ließ sich in unserer Ecke seit 5 Jahren nicht mehr blicken. Morgen aber, an diesem legendären 28. Juli 2007, gibt es innerhalb von nur 10 Km tatsächlich 2 Großveranstaltungen auf einmal. Und eine ist geiler als die Andere. Und niemand weiß nun, wohin er gehen soll. Man muß es ja unterstützen, wenn hier wirklich mal was angeboten wird. Vor allem wenn man so lange darauf warten mußte. Seit vielen Jahren gab es sowas nicht mehr, und nun legen die 2 Events auf exakt den gleichen Tag. Für dieses Relikt der Planungskunst kann man nur die höchsten Auszeichnungen verleihen.
Hatte ich schon gesagt um welche Events es sich handelt ? Nein ?
Also die Auferweckung unserer Waldbühne wird geleitet von dem unsäglichen Uwe Hübner, dessen wahre Bestimmung eigentlich bei einer Straßenbaufirma am Presslufthammer gelegen hätte. Und er präsentiert einen Strauß von Helden der europäischen Musiklandschaft. Roland Kaiser, Ute Freudenberg, Die Paldauer, Semino Rossi (wer immer das sein mag), Die Seer, Ivana, Simone und eine Figur aus der Region, die es zu grossem Ansehen gebracht hat: Uwe Busse, unser Junge aus dem Landkreis. Zu diesem Busse ist zu sagen, dass er in den 80ern Leadsänger bei Phoenix war, einer wirklich guten Northeimer Rockband, die neben eigenen Sachen auf der Bühne für ihre exzellenten Cover von Deep Purple und Uriah Heep bekannt war, und aus 5 begnadeten Musikern bestand, die öfter mal kurz vor dem Durchbruch standen. Und der tolle Sänger dieser Band machte nach Auflösung von Phoenix eine 180-Grad-Drehung, die als vollendete Selbstverleugnung durchgeht. Heute trällert er schlimmste Volksmusik und besitzt eine grauenhafte Homepage, aus der richtiges echtes Schmalz heraustropft.
Kommen wir zum zweiten Event. Dieses geht im Nörten-Hardenberger Schlosspark über die Bühne, 8 km südlich von Northeim gelegen. Der Graf von Hardenberg (besser bekannt wegen seiner Kornbrennerei und dem alljährlichen Reitturnier vor seiner Burg) hat einen adeligen Musiker aus Irland eingeladen, der auf den Namen Chris De Burgh hört. Und während Roland Kaiser auf der Waldbühne zu seinem furiosen "Nachts, wenn alles schläft" ansetzt, wird der Ire mit "Lady in Red" kontern. Zeitgleich.
Unsere Lokalzeitung fand es übrigens amüsant, in den Tagen vor dem Waldbühnen-Festival die Promotion anzuheizen, indem sie Interviews mit den Stars abdruckte. Dabei ließ Roland Kaiser die verblüfften Leser wissen, dass er nie Schlager gemacht hat. Auf die verwunderte Nachfrage, wie er sein Zeug denn nennen würde, gab er zu Protokoll, er mache Musik mit seinen Texten in seiner eigenen Sprache. Danke Roland.
Tja, und ich bin morgen Abend zum Grillen bei Freunden, und werde beide Events verpassen. Ich konnte mich halt nicht entscheiden...
Greetings Euer Franky
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Sommerloch
Spottlight No 3 vom 14.07.07
Bisher bringt unser Spottlight ein bißchen wenig Resonanz, was aber wohl daran liegt, dass wir auch nicht viel Resonanz provoziert haben. Vielleicht läßt sich das ja im folgenden Text hinbekommen, obwohl ich noch gar nicht weiß worüber ich schreiben soll. Sommerloch eben. Aber die effektivste Form um Traffic zu erzeugen, ist nun mal Leute vor den Kopf zu stoßen.
Im Forum ist auch nicht viel los, abgesehen davon, dass mal wieder ein User kürzlich darauf hingewiesen hat, dass Silbermond viel mehr Platten verkauft als Heinz. Kommt mir bekannt vor. War da nicht mal was als ich mich via Telefonkonferenz rechtfertigen mußte, weil sich ein User verabschiedet hatte. Verabschiedet wegen meiner Behauptung, Stefanie Klos sei eine erbärmliche Live-Sängerin ? Den Beweis hat sie übrigens bei Grönis G8-Konzert in Rostock, wie auch beim Live Earth erneuert.
Und nun können wir endlich auch alle selbst Tokio Hotel und Silbermond sein. Mir wurde nämlich ein Hinweis aus der Computer Bild zugespielt. Und darin gibt es einen Artikel über das "Deutsch Rock-Pop Recorder-Studio" des Software-Herstellers BHV. Kostet 19,95 und versetzt uns in die Lage, selbst kleine Silbermonde zu werden. Nur komponieren dürfen wir nicht. Das Programm liefert nämlich bereits fertige Songbausteine. Nähere Infos auf der Page von BHV. Oder vielleicht besser doch nicht.
Wer übrigens ernsthaft mit PC musizieren möchte, dem sei die Seite "Homerecording.de" empfohlen. Dort meint man es ernst.
Reden wir noch mal kurz über 3 neue Alben im Juli, auf die man gar lange warten musste, und die nun nicht unumstritten vorliegen. Über Crowded House haben wir im Forum schon gesprochen. Die ist sehr ordentlich geworden, aber ist sie wirklich von Crowded House ? Die Verkaufszahlen sind sehr gut, wenn man von Deutschland mal absieht. Aber wären sie das auch, wenn die Scheibe als Solowerk von Neil Finn in die Läden gegangen wäre ? Hmmmm...
Bei den Smashing Pumkins ist es ähnlich. Hier hat Billy Corgan einzig Jimmy Chamberlin als Trommler dabei. Sonst hat er alles andere selbst gezimmert. Und was hat er sich dabei gedacht, dass Album "Zeitgeist" zu nennen, und als Cover die Freiheitsstatue in Auftrag zu geben, wie sie in einem roten Meer versinkt ? Fragen über Fragen. Das Album haut mich übrigens nicht um, ist aber solide geworden. Und wie lebendig die Band (wenn sie dann als Band auftritt) sein kann, davon konnten wir uns ja beim "Rock am Ring" überzeugen. Das im WDR übertragene zweistündige SP-Konzert, bei dem im Zugabenteil sogar Uli John Roth ein psychedelisches Stelldichein gab, war grosse Klasse.
Herr Corgan sollte sich vielleicht mal überlegen, ob sein Egotrip alles selbst machen zu müssen, eigentlich noch zeitgemäß ist.
Da Heinz uns im Rahmen seiner Satelliten für Juli "Bright Eyes" angeboten hat (ich mag "Cassadaga" leider gar nicht, aber er glaubt es mir nicht), verrate ich euch noch einen Kauftipp von mir. Und zwar "Beauty & Crime" von Suzanne Vega. Ja, doch, die gibts noch. Eine Heldin der 80er, die mit "Solitude Standing" einen Meilenstein schuf, der durch "Luka" und "Tom´s Diner" bis heute nachhallt. Die letzten 10 Jahre waren ziemlich still, und die beiden Alben aus der Zeit ziemlich öde. Die brandneue Scheibe hat viel vom Drive der 80er, und ist exzellent produziert. Der Wermutstropfen ist die Spieldauer von gerade mal 35 Minuten. Das hat was vom Geiz früher Van Halen-Alben.
So, aufgeregt hab ich jetzt wieder keinen. Aber für nächste Mal denke ich mir was aus. Dann wird Spottlight mal ganz böse. Versprochen.
Und jetzt ab in den Pool. Da wartet schon der Froschmann.
Greetings Franky
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Spottlight 2 vom 4.7.07
Ich hasse ja Navigationssysteme. Mir liegt noch an dem Sportsgeist, entlegene Ziele nach vorheriger Recherche selbst zu finden. Ein Erfolgserlebnis, dem nicht selten eine gewisse Mühe voraus geht.
Leider scheint es aber so zu sein, dass immer mehr Kommunen die Nutzung von Navis bei den Verkehrsteilnehmern vorauszusetzen scheinen, und kaum noch etwas ausschildern. Nach der Wende begegnete man diesem Phänomen jahrelang in Halle, Erfurt und Chemnitz. Aus Hannover aber kannte ich derartiges. nicht. Nun bin ich in diesem Leben schon locker 350 mal den Messeschnellweg langgefahren, die wichtigste Verkehrsader Hannovers. Aber nicht einmal hatte ich dabei die Ausfahrt Kirchrode genutzt, weil ich da nie hinwollte. Auch die beiden Orte Mittelfeld, und Bemerode, die über diese Ausfahrt versprochen werden, waren mit unbekannt. Aber auf der Karte im Netz hatte das ganz einfach ausgesehen. War es aber nicht. Die Ausfahrt führt zwangsläufig an eine Kreuzung, die sich mitten im Strassengeflecht Messe Ost befindet. Aber kein Wort davon, wie man nach Mittelfeld, Bemerode oder gar Kirchrode gelangt. Nix ! Ich fuhr also erstmal geradeaus, und gelangte nach netter Rundfahrt wieder an die eben beschriebene Kreuzung. Und zwar über die Strasse, die ursprünglich nach rechts geführt hatte. Blieb also nur noch links, bzw. so wie ich stand geradeaus, um die dritte und letzte Möglichkeit zu versuchen.
Diesmal gelangte ich über die mittlere Bahn an die Kreuzung zurück, war also letztlich die Strasse die ich zuerst versucht hatte, aus der anderen Richtung gefahren. Ein anderer Verkehrsteilnehmer gab mir, wie ich so ratlos dastand, einen Tipp. Wieder die ursprünglich linke Variante, und dort im ersten Knick im Straßenverlauf in eine unscheinbare Nebenstrasse nach links abbiegen. Ahhhh ja, das funktionierte, und führte mich in den Ortsteil Seelhorst. Der ist bekannt, weil das Seelhorster Kreuz einen markanten Verkehrsknotenpunkt in Hannover darstellt, der den Messeschnellweg mit dem Südschnellweg verbindet. Dumm nur, dass er das exklusiv tut, und dass es aus dem Ortsteil Seelhorst direkt keine Auffahrmöglichkeit gibt. Da ich inzwischen aber beschlossen hatte, über den Südschnellweg aus nördlicher Richtung in dieses Kirchrode zu gelangen, folgte ich einem Wegweiser nach Wülfel, wo es die nächste mir bekannte Auffahrt zum Südschnellweg gab. Hätte ich alles einfacher haben können, wenn ich statt Kirchrode runterzufahren einfach die 2 km bis zum Seelhorster Kreuz auf dem Messeschnellweg geblieben wäre, aber so hatte ich immerhin viel neues Gelände kennengelernt. Schließlich landete ich auf dem Südschnellweg, und passierte das Seelhorster Kreuz von der anderen Seite, allerdings ohne die Bahn zu verlassen (was mich wieder auf den Messeschnellweg geführt hätte), und fuhr weitere 4 Kilometer bis zur dortigen Abfahrt Kirchrode. Diese führt nicht in das Nirvana der Messeparkplätze, sondern wirklich in den gesuchten Ortsteil, wo ich auch gleich in einer Hauptstrasse landete, deren Namen ich mir zum finden des Zielortes eingeprägt hatte. Der Rest war einfach, und die Kühnsstrasse kündigte sich durch ein großes Schild "Vorsicht Blinde" unzweifelhaft an. Veranstalter des heutigen Abends war nämlich der "Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen.
Durch das sinnlose Rumgegurke war ich spät dran, und fand keinen Parkplatz mehr. Schließlich machte ich es meinem Fahrzeug etwas unkonventionell auf einer Wiese bequem und eilte zum Eingang des Veranstaltungszentrums.
Drinnen angekommen stellte ich erfreut fest, dass der Bücherstand einen sehr schönen Platz auf einer Art Empore am Ende des Saals hatte, von dem aus man, zwar durch den langen Saal recht weit, aber sehr gut auf die Bühne sehen konnte. Den Verkauf machte Barbara heute Abend (nein, nicht die vom Saarostfriesen), und ich plazierte mich also auch hinter dem Tresen, um beim Verkauf auch helfen zu können. Dann tauchte auch Heinz schon bei uns auf und wartete auf seinen Auftritt. Da es keinen Bühneneingang gab, mußte er nach Wollis Einleitung durch den ganzen Saal laufen, um aufzutreten. Wolli hatte die Bühne soeben betreten, und der sehr gut gefüllte Saal mit rund 300 Gästen verstummte erwartungsfroh. Ein großer Anteil des Publikums machten natürlich auch Blinde aus, für die der Landesverband die regelmäßigen kulturelen Veranstaltungne ja überhaupt organisiert, und Heinz hatte vorher schon prognostiziert dass der Abend ein Erfolg werden würde, weil Blinde eben viel bewußter zuhören. Damit sollte er recht behalten.
Wolli leitete auf der Bühne wie gewohnt mit der Info ein, dass er nicht Heinz Rudolf Kunze sei, erklärte den Ablauf des Abends und begann mit der Sologitarre. Auch darüberhinaus sollte der Abend vertraut verlaufen. Immerhin hatte ich bei dieser für mich ersten Lesung nach Erscheinen des neuen Buches die Erwartung, ein umgestaltetes Programm zu erleben. Aber soviel Anderes war da gar nicht. Heinz plant den Umbau langsam, aber stetig, und verändert die Darbietung etwa so wie die Deutschrocker Grobschnitt seinerzeit ihr 45-minütiges Referenzwerk Solar Music von Show zu Show variierten, bis es irgendwann mit dem Ursprungssong nichts mehr zu tun hatte. Daher also kein großer Schnitt, sondern vorsichtig lancierte neue Programmteile.
Wenn ich nicht irre gab, es 3 neue Texte, einer davon mit längerem Titel als der gesamte Inhalt (versteckt im Buch auf Seite 105). Und "Ottmar" kam zu Gehör. Ich jubelte förmlich. "Ottmar", der Text über den quallensüchtigen Blauwal, ist mein Liebling aus "Ein Mann sagt mehr als tausend Worte", und sorgt für Lachkrämpfe, und paßt extrem gut ins Programm. Heinz arbeitet übrigens (dies ist die geheime Topinfo des Abends) bereits an einer Fortsetzung, in deren Mittelpunkt ein Polarfrosch zum Einsatz kommt.
Ansonsten Vertrautes über Mittelhessen, die schon legendäre "Hose" und Boote, deren Löcher man stopfen kann. Dann wurde es schwer musikalisch. Neben Wollis Solostücken und dem unverzichtbaren "Demokratisch" nach der Pause, gab es zum Schluss noch sage und schreibe sieben gemeinsam dargebotene Songs, beginnend mit "Lost Highway" samt vorherigem Dialog mit dem King. Dann der "Walzer", "Immer für dich da" und natürlich "Woran man mit mir war". Und dann der Hammer von dem ich noch nichts wußte, obwohl er in Würth bereits aufgeführt worden war. Die definitive Hommage an Herrn Townshend und The Who, die Heinz wegen ständiger beruflicher Verhinderung auf der gerade abgelaufenen Tour nicht hatte sehen können, und darunter ziemlich litt. "Won´t get fooled again" mit packender Intensität, die durch den ganzen Saal bis in die hinterste Ecke schwappte. Keine Coverversion, sondern die Traumerfüllung, das regelrechte Erleben wie einer der charismatischsten Songs der Rockgeschichte arbeitet und wirkt. (naja, ich übertreibe ein bißchen, aber es war wirklich bewegend). "Die Wahrheit vom letzten Hemd" und schließlich die "Can-Version"(OT Heinz) von "Aller Herren Länder" komplettierte den Auftritt vor einem längst außer Rand und Band geratenen Publikum.
Eindrucksvoll an diesem Abend auch der Bücherverkauf und die Signierstunde. Man hat ja nicht gar zu oft Gelegenheit, sich mit blinden Menschen auszutauschen, oder sie, wie in diesem Fall, gar beraten zu können und die mitgebrachten Bücher und Tonträger zu erklären. Natürlich wurde das Hörbuch sehr gern genommen, aber auch die Bücher fanden guten Absatz. Der Verkauf machte großen Spaß, weil er eben mal völlig anders ablief. Gleiches galt für Heinz, als er zum Signieren zu uns kam und eine riesige Schlange von Interessenten versorgte. Nicht nur mit Autogrammen, sondern eben auch mit kleinen Gesprächen, rührenden Gesten und ganz viel Geduld. Der bleibende Eindruck dieser Veranstaltung bei allen Beteiligten war geradezu spürbar. Deshalb die gewählte Überschrift, und diesmal ein Spottlight, dass so ganz anders daherkommt.
Bis nächte Woche sagt Franky
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Spottlight No.1 vom 22.6.07
Seit 2 Wochen hat das Straßenverkehrsamt unseres Landkreises den Versuch unternommen, mir Eindrücke der derzeit angesagten Chartstürmer zu verschaffen. Die Hauptdurchfahrtsstrasse unseres Ortes, auch Bundesstrasse 3 genannt, unterliegt für geschätze 5 Monate einer Vollsperrung. Eine von 2 Umleitungen führt hier direkt am Haus vorbei. Und zwar so geschickt, dass sie um das Eckhaus in dem ich wohne, eine abknickende Vorfahrt bildet. Wohlbemerkt aufgrund einer veränderten Vorfahrt, die zahlreiche Autofahrer in unvorbereitete Überraschung stürzt. Die quietschenden Reifen nehmen zwar zwecks zunehmender Gewöhnung inzwischen ab, haben aber die letzten zwei Wochen für reichlich Atmosphäre gesorgt. Auch ist die beschriebene abknickende Vorfahrt etwas eng, was den Schwerlastverkehr mitunter zu Schritttempo oder gar Lenkkorrekturen zwingt.
Nun ist ja auch die Witterung so gestrickt, dass man gern mal das Fenster öffnet. Und auch der vorbeifahrende Verkehr neigt im Sommer innerhalb geschlossener Ortschaften gern zu offenen Fenstern oder Dachluken. Super Voraussetzungen also, um der heimische Stereoanlage eine Pause zu gönnen, da sie sich, läuft nicht grad Heavy Metal, sowieso nicht gegen das Klangszenario da draußen durchsetzen kann. Die Folge liegt auf der Hand: Ich bin in der Lage statistische Erhebungen durchzuführen, was der durchschnittliche Autofahrer sich so reintut. Da Autofahrer in der Regel volljährig sind, lassen sich Magdeburger Schülerbands, DSDS-Helden und Schnappi, das kleine Krokodil, immerhin vermeiden. Auch Operetten, französische Chansons und das Lebenswerk von Peter Alexander kommt erstaunlich kurz. Aber es kommt stattdessen viel schlimmer.
Eigentlich wohne ich in einer gutbürgerlichen, etwas spießigen Gegend, in der sich mal 2 Katzen paaren, ein Hund kläfft, oder wo sich auch mal Kinder zoffen. Nun aber scheine ich meinen Wohnort in ein Ghetto verlegt zu haben. Die tiefschwarze HipHop-Kultur, die da draußen ausgebrochen ist, irritiert höchstens mal, wenn sie kurzzeitig in die eigenen Muttersprache wechselt, und dadurch fremdartig klingt. Dann aber wieder der vulgäre Charme eines Eminem, Puff Daddy, Snoop Dog, 50 Cent, oder wie die alle heißen. Außeinanderhalten kann ich sie ohnehin nicht. Man ahnt ja gar nicht, wieviele Leasing-Golfs inzwischen diese Ghetto-Kultur durchs Land tragen. Haben die alle mal auf den Baumwollfarmen gearbeitet, oder sind die wohlmögliche polnische Erntehelfer beim Spargelbauern ?
Übrigens, so sehr die HipHoper, gelegentlich auch mal ein Scooter-Freund, voller Stolz die Leistungsfähigkeit ihrer Anlage zu Gehör tragen, den Lautstärkerekord halten im Schnitt die Onkelz-Fans. Und das ist bitter, weil die Abfuck-Stimme von Kevin Russell einem wirklich die Milch sauer werden läßt, weil der höchstens in jedem dritten Song mal einen Ton trifft. Da haben die sich nun endlich aufgelöst, aber ihre Anhänger verwalten den Nachlaß enthusiastischer als Nota-Manne seine Dylan-Schätze.
Heute ist es übrigens kalt in Niedersachsen. Und es regnet viel. Nicht nur ich halte die Fenster geschlossen, auch die Autos da draußen schützen sich vor der Feuchtigkeit. Aber der Sommer hat ja grad erst begonnen. Und die Umleitung haben wir minimum bis November. Ein Update der Lage im Spot(t)light gibts aber erst, wenn ich da draußen Heinz vernehmen darf. Die Fußgänger durften das in der Vergangeheit oft, wenn der Heinz aus meinem Fenster nach draußen drang. Jetzt ist das sinnlos bei dem Krach.
Greetings Franky
P.S.: Mit Interesse höre ich, dass auch im Fasanenfeld in Nottuln eine Umleitung Richtung Gescher angelegt wird, weil eine Sprengung des Busbahnhofs die reguläre Ortsdurchfahrt blockiert. Das gibt einen feinen "Baumberge-Rap".
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Ab sofort bieten wir euch eine neue Option auf unserer Seite, die sich als weitgehend wöchentlich wechselnde Kolumne verstehen möchte. Das Spektrum soll Information, Hohn und Spott, und was uns sonst so einfällt, abdecken, und Themenvielfalt bieten, die nur irgendwie mit Musik zu tun haben sollte. Wichtige Gebrauchsanweisung für Leser ist, nicht jeden Satz so bierernst zu nehmen, sich aber gern Gedanken zu machen. Ein "Spot(t)light-Thread im Forum wäre z.B. schön, damit man uns auch loben oder beschimpfen kann.
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Ich hoffe, dass Ding kommt nach zu erwartenden Anlaufhindernissen schnell auf Touren und macht uns viel Freude.
Herzlichst Franky