"Die ganze Stadt soll
Verfasst: 18 Jun 2006, 12:21
ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer sein." Dies fordert der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion Frank Henkel im Berliner Abgeordnetenhaus.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble solle dem Beispiel der patriotischen Fans folgen und eine Staatsbeflaggung anordnen, forderte gleichzeitig der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer natürlich in der "Bild".
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat den Deutschen einen unverkrampften Umgang mit nationalen Symbolen attestiert. Daß sich die Menschen "selbstbewußt und selbstverständlich zum eigenen Land bekennen und sich freuen, beruhigt mich geradezu".
Dem stimme ich rundherum zu. Man muss sich ja nur zurückerinnern, wie trostlos es früher war.
Die Weltmeisterschaft von 1974 kenne ich nur aus Erzählungen. Traurig war das Land nach dem WM-Titel. Wo man auch hinsah: düstere Blicke und gesenkte Köpfe.
1990 habe ich das Elend selbst gesehen. Von Sieg zu Sieg der deutschen Nationalmannschaft versank das deutsche Volk mehr und mehr in Depression. Autokorsos zogen durch die Städte und hupten den Abgesang auf die Nation. Schwarz-rot-goldene Fahnen wurden zum letzten Geleit geschwenkt. Wildfremde Menschen fielen sich in die Arme, damit sie vor Kummer nicht danieder sanken.
Was haben wir innerlich geweint, als wir "Deutschland, Deutschland" riefen und dabei so verkrampft und komplexbeladen waren.
Als ich 1990 im Deutschland-Trikot vor dem Frankfurter Römer stand und mit zehntausend anderen der heimgekommenen Weltmeistermannschaft zujubelte, da waren wir alle auch sehr, sehr traurig. Zu unvorstellbar war es, ohne offen ausgelebten Patriotismus zu feiern. Wo man hinschaute damals: überall schwarzrotgoldene Fahnen als Ausdruck des Unglücks, dass es damals offiziell nur um den WM-Sieg der Nationalmannschaft ging.
1996 war es beim EM-Sieg nicht anders.
Denn es stimmt wirklich: nationale gefühle gibt es erst seit dem 9. juni 2006.
Ja, es waren dunkle, freudlose Zeiten. So ganz ohne offen gezeigtem positiven Patriotismus (was negativer Patriotismus ist, diese Frage stellen nur Haar-in-der-Suppe-Sucher und Miesmacher - also unpatriotische Menschengeschöpfe).
Es macht jetzt einfach mehr Spass. Es ist jetzt alles ganz furchtbar unverkrampft. Wenn eine Fussball-WM instrumentalisiert wird, wirds halt lockerer. Und wenn wir dann den Patriotismus endlich als offiziellen gesellschaftlichen Wert etabliert haben, können wir ja immer noch sehen, was genau wir damit tolles machen.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble solle dem Beispiel der patriotischen Fans folgen und eine Staatsbeflaggung anordnen, forderte gleichzeitig der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer natürlich in der "Bild".
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat den Deutschen einen unverkrampften Umgang mit nationalen Symbolen attestiert. Daß sich die Menschen "selbstbewußt und selbstverständlich zum eigenen Land bekennen und sich freuen, beruhigt mich geradezu".
Dem stimme ich rundherum zu. Man muss sich ja nur zurückerinnern, wie trostlos es früher war.
Die Weltmeisterschaft von 1974 kenne ich nur aus Erzählungen. Traurig war das Land nach dem WM-Titel. Wo man auch hinsah: düstere Blicke und gesenkte Köpfe.
1990 habe ich das Elend selbst gesehen. Von Sieg zu Sieg der deutschen Nationalmannschaft versank das deutsche Volk mehr und mehr in Depression. Autokorsos zogen durch die Städte und hupten den Abgesang auf die Nation. Schwarz-rot-goldene Fahnen wurden zum letzten Geleit geschwenkt. Wildfremde Menschen fielen sich in die Arme, damit sie vor Kummer nicht danieder sanken.
Was haben wir innerlich geweint, als wir "Deutschland, Deutschland" riefen und dabei so verkrampft und komplexbeladen waren.
Als ich 1990 im Deutschland-Trikot vor dem Frankfurter Römer stand und mit zehntausend anderen der heimgekommenen Weltmeistermannschaft zujubelte, da waren wir alle auch sehr, sehr traurig. Zu unvorstellbar war es, ohne offen ausgelebten Patriotismus zu feiern. Wo man hinschaute damals: überall schwarzrotgoldene Fahnen als Ausdruck des Unglücks, dass es damals offiziell nur um den WM-Sieg der Nationalmannschaft ging.
1996 war es beim EM-Sieg nicht anders.
Denn es stimmt wirklich: nationale gefühle gibt es erst seit dem 9. juni 2006.
Ja, es waren dunkle, freudlose Zeiten. So ganz ohne offen gezeigtem positiven Patriotismus (was negativer Patriotismus ist, diese Frage stellen nur Haar-in-der-Suppe-Sucher und Miesmacher - also unpatriotische Menschengeschöpfe).
Es macht jetzt einfach mehr Spass. Es ist jetzt alles ganz furchtbar unverkrampft. Wenn eine Fussball-WM instrumentalisiert wird, wirds halt lockerer. Und wenn wir dann den Patriotismus endlich als offiziellen gesellschaftlichen Wert etabliert haben, können wir ja immer noch sehen, was genau wir damit tolles machen.